Presseclips zum Buch «Zurück zu den Seen» von Markus Ganz & mit Artwork von Betha Sarasin.
Michael Sennhauser, Radio SRF 2 Kultur (Gespräch in Sendung "Kontext", auch als Podcast verfügbar).
Tages-Anzeiger – 26. Juli 2018 – Seite: 28 – Kultur & Gesellschaft
Drei Pflanzen auf Erlösungstrip
Der Zürcher Musikjournalist Markus Ganz hat eine Erzählung veröffentlicht.
Literatur In «Zurück zu den Seen» steigt ein Held hinab in die Unterwelt, wie Dante in der «Commedia» – doch am Ende steht kein Aufstieg in den Himmel, sondern nur ein «spiralförmig kreisender Nebel», der keine Antworten gibt.
Markus Ganz, 1961 geboren, ist Musikjournalist in Zürich. Die Musik spielt auch eine Rolle in seiner neuen Erzählung, einer Fortsetzung der vor dreissig Jahren erschienenen «Reise zu den Seen». Da singt etwa ein märchenhafter Vogel namens Swi-switch den «Gesang der Jünglinge» von E-Neutöner Karlheinz Stockhausen. Klar wird schon hier, dass Ganz’ Geschichte nicht einfach nur eine Art modernisiertes grimmsches Märchen ist. Zwar können bei ihm Pflanzen, Bäume und Tiere auch sprechen – doch tun sie dies aus einer komplexen, sozusagen zeitgenössischen menschlichen Psyche heraus.
Menschen sind den «digitalen Götzen» hörig
Lantau, Liliette und Habakus – das sind: ein kleiner Birnbaum, eine Seerose, ein Heckenstrauch – machen sich auf zu einer Reise zu den «magischen Seen», wobei diese Seen für einen Sehnsuchtsort stehen, um «Erkenntnis zu gewinnen» und die Menschen zu «erlösen». Auch wenn die Pflanzen Lantau, Liliette und Habakus anthropomorph gedacht sind, sind sie zugleich eine Gegenwelt zur menschlichen Wirklichkeit.
Die zu Beginn harmlos wirkende Geschichte entwickelt sich ins Unheilvolle. Auf dem Weg zu den magischen Seen begegnen wir mit den drei sensiblen Pflanzenwesen einer Menschenwelt, die «digitalen Götzen» hörig ist und das auch noch als Fortschritt bejubelt. Eine Negativutopie.
Ganz’ Geschichte fährt einem zunehmend in die Knochen. Fast beklemmend kann das werden in Kombination mit den vielen Bildern, die den Text begleiten. «Auf ewig verdammt» ist etwa ein grosses Bild unterschrieben, auf dem dicke schwarze Linien heillos durcheinandergehen.
Hommage an die Künstlerin Betha Sarasin
Es stammt von der 2016 verstorbenen Schweizer Künstlerin Betha Sarasin. Rund hundert ihrer Bilder – Gemälde, Zeichnungen, Computer-gestützte Arbeiten – illustrieren den Text (der sich auch als eine Hommage an die Künstlerin versteht). In ihrer oft abstrakten, vielschichtigen Malweise treiben sie Ganz’ Erzählung den letzten scheinbar harmlosen Märchenton aus, verweisen auf das Tiefsinnige des Textes.
Am «See der duftenden Blumen» verlieren sich zum Schluss des Buches alle Antworten im Nebel. Immerhin, da bleibt doch ein kleiner Rest von Heil. Am See ertönt schliesslich ein «Urklang voller Dissonanzen», der selbst traurigen Menschen ein Lächeln ins Gesicht zaubert. Und der Klang wabert in die Weite. Er wabert hin zum Nebel der ausbleibenden Antworten. Verliert sich nur langsam. Verliert sich doch.
Christoph Merki
Markus Ganz: Zurück zu den Seen. Mit Illustrationen von Betha Sarasin. Deutsch, Englisch, Chinesisch. Friedrich Reinhardt Verlag, Basel 2018. 192 S., ca. 50 Fr.
Presseclips zum Vorläuferbuch «Die Reise zu den Seen» (1988)
von Betha Sarasin und Markus Ganz
«Das entstandene Werk hat (…) viel Charme, es ist wunderschön aufgemacht, die Bilder (…) passen auf hintersinnige Art zum Text. (…) diese ironische Postmoderne, dieses computerverliebte New-Age-Märchen, diese kinderkünstliche Phantasie über bisexuelle Heckensträucher ist ja schon von der Idee her ausgesucht luxuriös.»
NZZ
«Mit einem Bio-Tech-Märchen voll akustischer und visueller Reize gelang zwei Schweizer Künstlern ein extravagantes Gesamtkunstwerk. Die Sound-Reise dauert 64 Minuten und macht das Studium des Buches zu einem psycho-akustischen Trip.»
PENTHOUSE
«Eine surreale Kunstreise ins Glück. (...) Ein Spiel, das sich dauernd neue Regeln gibt und durch die Weiten der Phantasie purzeln lässt.»
AARGAUER TAGBLATT
«Die sphärische Computermusik von Markus Ganz passt gut zum modernen Märchen über die Sehnsucht der Pflanzen nach dem 'Spiegelsee'.»
SONNTAGSBLICK
«Das Werk ist gerade deshalb so erfrischend, weil Musik, Bild und Erzählung eine starke Eigenständigkeit behalten haben und nicht mit der Ernsthaftigkeit der Kunstszene, sondern mit der frech-frivolen Art des Comics verwoben wurden.»
BÜNDNER ZEITUNG
«Statt in Effekten zu erstarren, schälen sich hier Klangfarben aus dem vordergründig Monotonen und Mechanischen, pflanzen sich fort, zersplittern im Mikrokosmos. Hier zählen keine Meisterleistungen, sondern Momente und Stimmungen, die in einer traumhaften Mischung zwischen Chaos und Ordnung schweben.»
ST. GALLER TAGBLATT
«Die Vernetzung von darstellender Kunst, Musik und Märchen mit Hilfe eines Computers: Das Resultat ist ein tönendes Kunstbuch.»
BASLER ZEITUNG
«Das Werk 'nur' Buch zu nennen, grenzt an wahren Frevel. Es ist ein Juwel, ein Kunstwerk, wie ich es noch nie gesehen hatte.»
NEW LIFE